Bernhardiner und ihre Heldengeschichten

Bernhardiner und ihre Heldengeschichten 18.04.2023

Zwei Bernhardiner vor einem Bergsee
© Berger Tam

Um die Bernhardiner ranken sich viele Mythen. Davon zeugt auch das Präparat von Barry im Naturhistorischen Museum Bern. Stolz und heldenhaft posiert er mit Fässchen um den Hals. Die Botschaft: Barry war ein Held, edel, grossmütig und treu ergeben. Rund um ihn und die Bernhardiner vom Grossen St. Bernhard erzählt man sich viele Geschichten.

Mythen sind Erzählungen, die irgendwann zu einer Realität werden, wenn sie oft genug wiederholt werden. Sie können aus einer bestimmten Motivation heraus oder aus dem Nichts entstehen.

Die Soldaten Napoleons, die den Grossen St. Bernhard unter Strapazen überquerten, trugen sicher viel zur Entstehung von Barrys Heldengeschichte bei. Dass sie bei ihrer Rettung aus misslichen Lagen von Schnaps träumten, liegt nahe – auch, dass sie die Wundertaten der damals «Barry-Hunde» genannten Tiere weitererzählten. Barry soll einmal sogar einen Knaben gefunden und ihn auf seinem Rücken in den Schutz des Hospizes getragen haben. Heute wissen wir: ein Alpenmärchen. So wahr wie das Schnapsfässchen mit Schweizer Kreuz, dessen Inhalt die Geister wiederbeleben sollte. Gute PR ist es allemal.

Wahr ist aber, dass die Mönche des Hospizes ab Mitte des 17. Jahrhunderts während 200 Jahren hunderte von Verirrten retten konnten. Mit massgeblicher Hilfe der mit einem besonders guten Geruchssinn ausgestatteten Bernhardiner. Barry soll 40 Menschen aus der Not gerettet haben. Er starb auch nicht den Heldentod, wie ein anderer Mythos besagt, sondern 1814 in Bern an Altersschwäche. Heute steht er als Präparat im Naturhistorischen Museum in Bern. Nur das Fell ist dabei aber echt, die Darstellung selbst basiert jedoch auf dem Mythos.